Eine chinesische Geschichte erzählt, wie ein junges Paar zur Hochzeit einlädt und die Gäste gebeten werden, als Geschenk einen Krug Wein mitzubringen. Die Gäste bringen ihre Gaben, sie werden in einem großen Fass gesammelt. Als die Gesellschaft auf das Brautpaar anstoßen will, verbreitet sich ein großes Erschrecken. Es ist Wasser. Jeder dachte: wenn ich Wasser statt Wein mitbringe, dann wird es schon nicht auffallen. Die Anderen sorgen ja für den Wein. Eine Fehleinschätzung.

Regelmäßig wird von den beiden großen Kirchen die Entwicklung ihrer Mitgliederzahl berichtet. Schon jetzt ist klar, dass die Kirchen weiter schrumpfen werden. Die Evangelisch-Lutherische Kirchengemeinde Paderborn verliert jedes Jahr etwa 300 Gemeindeglieder allein durch Kirchenaustritte. Besonders folgenreich ist die hohe Zahl derer, die am Anfang ihres beruflichen Lebens stehen und damit auch künftig als finanzielle Unterstützer ausfallen. Die Gründe sind vielfältig, letztlich ist es vermutlich die geringe persönliche Bindung an die Kirche. Die Kirche braucht die Solidarität aller ihrer Mitglieder. Wenn alle sich auf die Anderen verlassen und glauben, sie selbst könnten ja auf die Kirchenmitgliedschaft verzichten, wird das Ergebnis entsprechend ausfallen.

Wie wird die Kirche in 10 Jahren aussehen? Wenn es so weiter geht, wie bisher, werden immer mehr Kirchen geschlossen, Gemeinden zusammengelegt, Personal und Gebäude abgebaut. Die kirchlichen Orte, in denen Menschen Spiritualität, Hoffnung und Nächstenliebe erfahren können, schwinden zunehmend.  Ein Kirchenaustritt muss nicht von Dauer sein. Es gibt auch die Möglichkeit, wieder in die kirchliche Gemeinschaft zurückzukehren.

Der morgige dritte Advent steht im Zeichen Johannes des Täufers. Seine Botschaft lautet: „Bereitet dem Herrn den Weg!“ (Lukas 3, Vers 4) Sie ist auf Zukunft angelegt. Was können wir dazu beitragen, dass die Kirche auch in Zukunft ein lebendiges Haus Gottes bleibt?

 Pfarrer Dr. Eckhard Düker, Abdinghof